Psalms 88

Text: Psalm 88,1-18 Der 88. Psalm hat die umständliche Überschrift: Ein Psalmlied der Kinder Korah, vorzusingen, von der Schwachheit der Elenden. Eine Unterweisung Hemans des Esrahiten. Das Sonderbarste an diesem Psalm ist, daß er der einzige ist, der in lauter Klagen besteht, auf welche gar kein Trost erfolgt ist. Wem in seinem bisherigen Glaubenskampf noch nichts so vorgekommen, der kann doch aus einem solchen Wort auf zukünftigen Gebrauch eine Unterweisung nehmen. Es kann einem oft nach fünf bis sechs Jahren etwas oder erst auf dem Totenbette noch wohl kommen. Manche deuten den Psalm als ob er in der Person Christi des Anfängers alles Glaubens geredet worden wäre wobei aber doch diejenige nicht auszuschließen, die vor und nach der Leidenszeit Christi seinem Bilde ähnlich, und als Glieder an Ihm dem Haupt in die Gemeinschaft seiner Leiden auch hineingezogen werden. Der Psalm hat vier Hauptteile. Das gepreßte Herz hält erstlich sehnlich um Erhörung seines Gebets an, V.2-4. Sodann beschreibt er seine Todesangst und übrige Bedrängnis aufs Beweglichste, V.5-8.; erzählt wie er allerlei Übungen und Bemühungen, sich aufzuraffen, vorgenommen, V.9-14. Zuletzt aber gibt er zu verstehen, wie Alles vergeblich sei, und er in seinem Elend stecken bleibe, V.5-19. Weil in diesem Psalm nichts vorkommt, wie sonst in den Bußpsalmen, das eine Vermutung auf besondere Verschuldungen gäbe, womit das gepreßte Herz sich solche Not zugezogen hätte; so gehören diese ausnehmenden Demütigungen mehr in die Zahl derjenigen Versuchungen, die GOtt über manche seiner Kinder und Gnaden=Genossen, die Er zu seinem Reich tüchtig machen will, kommen läßt, und darunter manche heilsame Absichten ausführt, z. E. es gibt unter solchen Erfahrungen vom Feuereifer GOttes eine tiefere Erkenntnis des natürlichen Verderbens, es werden allerlei im Herzen steckende Zweifel aufgerüttelt, die gründlicher geheilt werden können, wenn sie heraus kommen, als wenn sie in uns stecken bleiben. Man bekommt eine größere Achtung vor dem Heil GOttes, vor der Erlösung aus der Sünde, und allem Übel. Es wird mancher Verstand und Aufmerksamkeit aufs Wort GOttes geschärft und erweckt. Die Inbrunst im Gebet wird unterhalten, die Geduld bekommt ihr völliges Werk, wenn man zwar immer im Zagen ist, aber doch Kraft findet, auszuhalten; die Welt wird einem desto mehr entleidet, das Vertrauen auf Menschen abgeschmelzt, das mitleidige Herunterlassen zu den Niedrigen gefördert, der Glaube zu reinerer Absicht auf GOtt allein geläutert u. s. w., daß man also wohl selig preisen darf, die dergleichen Sucht erdulden, damit sie GOttes Heiligkeit erlangen. Wenn ich in dem Kämmerlein Kindlich flehentlich Bete, vor Dir, Heiland mein HErr, so sieh auf mich Denn Dein Gesicht Dringt auch ins Verborgne ein Finster kann nicht finster sein Vor Dir, dem Licht. Wenn mich in der Leidensnacht Die Betrübnis plagt, Stärke mich mit Deiner Macht, Bis es wieder tagt; Ja, tröste Du! Dem Gerechten geht das Licht Immer auf, das fehlet nicht, Du sagst es zu.
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